Grausame Statistik: Eine Million Tote und Verletzte im Ukraine-Krieg

Gräber ukrainischer Soldaten in der Alley of Glory.

(Bild: podyom / Shutterstock.com )

Der Ukraine-Krieg fordert einen hohen Tribut. Eine Million Tote und Verletzte nach zweieinhalb Jahren Konflikt. Wie sieht die Zukunft beider Länder aus?

Wie ein gieriger Moloch verschlingt der Ukraine-Krieg die Menschen in der Ukraine und in Russland. Nach zweieinhalb Jahren des Konflikts beläuft sich die erschütternde Zahl der Toten und Verletzten auf rund eine Million Menschen, schreibt das Wall Street Journal (WSJ). Ein grausamer Tribut, den beide Länder noch weit in die Zukunft zahlen müssen.

Erschütternde Bilanz: Eine Million Opfer im Ukraine-Krieg

Laut einer vertraulichen ukrainischen Schätzung von Anfang des Jahres seien 80.000 ukrainische Soldaten gefallen und 400.000 verwundet worden, so das WSJ. Westliche Geheimdienste schätzen die russischen Verluste noch höher ein: bis zu 200.000 Tote und rund 400.000 Verwundete auf russischer Seite. Doch keine dieser Zahlen lässt sich derzeit seriös verifizieren.

Die Folgen sind in beiden Ländern bereits deutlich zu spüren. In der Ukraine herrscht seit geraumer Zeit ein dramatischer Arbeitskräftemangel. Fabriken, Baustellen, Bergwerke und Restaurants suchen händeringend nach Personal. Der ukrainische Stahlkonzern Metinvest BV beispielsweise hat 4.000 offene Stellen, die nicht besetzt werden können.

"Es geht nicht um Rohstoffe, Ausrüstung oder Maschinen – die wichtigste Frage ist, wer arbeiten wird und ob wir liefern können", sagt eine Vertreterin von Metinvest. Es habe drei Monate gedauert, 89 Arbeiter für einen Hochofen zu finden – in Friedenszeiten hätte das in einem Monat geklappt.

Russland leidet auch unter den demografischen Folgen des Krieges. Über 600.000, meist junge und gut ausgebildete Russen, sind seit Kriegsbeginn ins Ausland geflohen. Dies verschärft den ohnehin bestehenden Arbeitskräftemangel, hauptsächlich in Sibirien und im Fernen Osten, die sich rapide entvölkern.

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht in der Invasion der Ukraine auch eine Möglichkeit, die russische Bevölkerung zu vergrößern, schreibt das WSJ. Durch die Besetzung ukrainischer Gebiete und die Zwangsintegration der dortigen Bevölkerung versuche er, den chronischen Bevölkerungsrückgang in Russland auszugleichen. Rund 2,4 Millionen Einwohner hat Russland demnach durch die Annexion ukrainischer Gebiete hinzugewonnen.

Bevölkerungskrise der Ukraine: Zwischen Krieg und sinkender Geburtenrate

Die Folgen für die Ukraine sind verheerend. Von ehemals 48 Millionen Einwohnern im Jahr 2001 schrumpfte die Bevölkerung in den von Kiew kontrollierten Gebieten auf geschätzte 25 bis 27 Millionen. Neben Kriegsverlusten und Flüchtlingen ist auch die Geburtenrate auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gesunken. In der ersten Hälfte dieses Jahres starben dreimal so viele Menschen, wie geboren wurden.

Die ukrainische Regierung steht vor einem Dilemma: Sie braucht dringend Soldaten für die Front, kann es sich aber nicht leisten, die wenigen verbliebenen Arbeitskräfte zu verlieren. Das Durchschnittsalter der ukrainischen Kämpfer liegt inzwischen bei über 43 Jahren.